Online-…was? Ja genau, ein virtueller Hüte Dienst, jemand der auf die Kids aufpasst, während Mama einen Tag pro Woche vor Ort arbeiten muss. Als gutes Beispiel will ich voran gehen und im Sinne von #StayAtHome und #SocialDistancing nicht vor Ort oder in unserer Wohnung die Teens betreuen, wo sie mit ÖV anreisen müssten. Soweit so gut, aber kann das wirklich funktionieren?

Die Vorbereitung

Da Florian (13) und Nina (11) schon etwas älter sind, benötigen sie nicht mehr die gleiche Betreuung wie kleine Kinder. Aber etwas Programm muss natürlich dennoch sein! Vermutlich sind Teenager sogar anspruchsvoller, was die Tagesgestaltung angeht, denke ich mir. Also mache ich mich an einen Plan. Angebote gibt es aktuell ja besonders viele online. Aber welche taugen etwas, welche nicht?

Ich stelle kurzerhand eine Übersicht zusammen, mit den mir bekannten Online-Angeboten und lasse diese spontan von Eltern und Technologie affinen Menschen in meinem Umfeld ergänzen. Die Liste startet bei diversen Kommunikationsdiensten, geht über Lern- und Schulangebote bis hin zu Spielen und Home-Office Tools. So baue ich uns eine Art Stundenplan: Einige Anbieter haben fixe Zeitfenster (z.B. Die Sendung mit der Maus um 11.30 Uhr und der Schlaumeier um 09.00 Uhr), andere können irgendwann durchgeführt werden und ich habe somit “Lückenfüller”.

Mama Fiona ist dem Vorhaben gegenüber positiv eingestellt, was in der aktuellen, aussergewöhnlichen Lage überhaupt nicht selbstverständlich ist. Sie hat vollstes Vertrauen in mich und die Technik. Ich schicke ihr kurzerhand die Liste und ich solle mich bei den Kids um 09.00 Uhr melden. Ich entscheide mich, Jitsi auszuprobieren, eine mir bislang unbekannte Open Source Software. Man braucht nichts zu installieren, Florian lädt sich aber dennoch die Android App herunter und der Videocall kann pünktlich starten.

Screenshot aus einem Video Call

Es geht los!

Zum Start quatschen wir etwas über die aktuelle Corona Situation, die Aufgaben aus der Schule und wie es der Familie geht – genauso wie wir es immer machen, wenn wir uns treffen. Florian findet, dass so ein Videocall-Tool schon ok sei, aber nicht tauglich sei, um sich mit seinen Kumpels zu treffen. Es sei halt nicht das Gleiche, meint er traurig und funktioniere daher nicht. Als ich ihm erkläre, dass die Alternative ist, seine Kollegen mehrere Wochen oder gar Monate überhaupt nicht mehr zu treffen und dass ganze Homeoffice-Völkerstämme nun genau so arbeiten, findet er leicht widerwillig “Ja, du hast vermutlich recht”.

Florian muss für die Schule einen Reiseführer Norwegen schreiben. Den Steckbrief schreibt er in Google Docs, wo ich etwas Unterstützung bieten kann – er ist Word gewohnt. Zufällig habe ich auch norwegische Kronen zu Hause, welche ihm per Post schicke, damit er diese beim Online Vortrag vor der Klasse zeigen kann. “Was gehört nebst Fläche, Sprache, Flagge, Währung, Anzahl Einwohner sonst noch in den Steckbrief?” werde ich gefragt. “Du könntest das Bruttoinlandprodukt drauf nehmen” erwidere ich. “Was ist das denn?” fragen mich beide Kids gleichzeitig. Ich erteile Florian den Auftrag, dies zu googlen und in Google Sheets ein Balkendiagramm der BIP von der Schweiz, Norwegen, Australien, USA, Burundi und Mosambik zu erstellen. In der Zwischenzeit diktiere ich Nina englische Wörter, welche sie aufschreiben muss und umgekehrt. Es läuft!

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Fast fertig mit allen Aufgaben haben wir uns noch etwas Spielerisches verdient. Da sie Scratch – die Programmiersprache für Kids – bereits kennen, spielen wir ein Kahoot und einige Runden Quizduell. Dann ist es auch schon Zeit, dass der Apfelkuchen für das Mittagessen vorbereitet und gebacken werden muss. Am Nachmittag wird noch Mathe und Englisch bei Florian gemacht, Nina spielt ein bisschen im Zimmer und im Garten. Plötzlich hat sie die geniale Idee, wir könnten ein Stadt-Land-Fluss machen. Das passt perfekt, denn die Aufgaben sind alle gelöst und die Mischung zwischen dem Digitalen (“A!”….. “STOP!” und “Wer hat was?”) sowie dem Analogen (wir schreiben alles auf ein physisches Blatt wie immer – obwohl es auch online Angebote gäbe) macht echt Spass! Im Handumdrehen ist der Tag um und die Mama bereits auf dem Heimweg.

Fazit

Es ist möglich! Ich muss zugeben, ich hätte nicht erwartet, dass es so reibungslos verläuft! Der Video Call war sehr stabil, nur ab und zu ein Ruckeln, besonders wenn sich jemand mit der Cam bewegt hat und gleichzeitig der Screen geteilt wurde . Natürlich müssen die Kinder in einem gewissen Alter sein, wo sie selbständig Dinge erledigen können. Mit etwas Struktur, einem Plan (wie es ihn im normalen Leben auch braucht) gelingt die virtuelle Kinderbetreuung! Bist du interessiert an meiner vollständigen Liste von Tools, Angeboten und Online Möglickeiten? Oder hast du selber Erfahrungen gemacht? Schick mir eine Nachricht und ich stelle sie dir gerne zu.