Digitale Sprachassistenten (DSA) / Voice Assistants (VA) sind in aller Munde. Aber was tut man damit, wenn man einen besitzt? Hand aufs Herz – wie gut sind die Anwendungsfälle in der Schweiz wirklich? Funktioniert die Inbetriebnahme reibungslos? Ist es reine Spielerei oder erleichtern sie unseren Alltag effektiv? Ich habe es für euch getestet: Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie der Hochschule Luzern habe ich mir eine Echo Show 5 zugelegt und war auf der Suche nach dem ultimativen Anwendungsfall…

Inbetriebnahme

Die erste Frage stellt sich bereits im ersten Schritt der Installation. Deutsch oder Englisch? Erfahrungsgemäss funktionieren die Voice Assistants durch die grössere Verbreitung besser in englischer Sprache. Ich will ja aber herausfinden, was das Ding in der Schweiz taugt, also wähle ich Deutsch. Die Konfiguration geht schnell und ist super einfach. Nach der Sprache folgt die Frage nach dem WiFi und Passwort, dann gehts zum Amazon Account (neu erstellen oder einloggen). Dann müssen nur noch Zeitzone und Adresse bestätigt werden – fertig!

Den Hinweis, dass ich die neuste Version der Alexa App herunterladen soll, überspringe ich gekonnt. Die App ist in unseren Stores leider nicht verfügbar (Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Forschungsprojektes im April 2021 war die App nicht verfügbar. Mittlerweile ist sie es). Das stellt aber zur Inbetriebnahme kein Problem mehr dar. Innerhalb von wenigen Minuten funktioniert alles problemlos!

Los geht’s

Zum Starten probiere ich ein paar Dinge aus, die mir Alexa selbst gesagt hat:

  • Alexa, ändere das Ziffernblatt
  • Alexa, was kann ich fragen?
  • Alexa, spiel SRF3
  • Alexa, mach leiser / lauter

Soweit so gut. Besonders mit dem Display stelle ich mir den VA in der Küche praktisch vor:

  • Alexa, setze einen Timer für die Pizza
  • Alexa, zeig mir Rezepte für einen Zopf
  • Alexa, was soll ich heute kochen?
  • Alexa, zeig mir ein Rezept mit Himbeeren

Funktioniert so halb gut – die Rezepte werden teilweise falsch / unvollständig vorgelesen. Schweizer Rezepte (Bauernbrot, Osterfladen) gibt es nicht. Ich aktiviere ein paar Skills (Dr. Oetker, Nutella, Chefkoch – allesamt Deutsch).

Alles, was ich sonst googlen würde, frage ich neuerdings meine Assistentin:

  • Alexa, wie alt ist Chuck Norris?
  • Alexa, wie wird das Wetter in den nächsten Tagen?
  • Alexa, brauche ich einen Regenschirm heute?
  • Alexa, wann fährt die nächste Gondel nach Mörel?
  • Alexa, was heisst ‘Bestellschein’ auf Französisch?
  • Alexa, wann muss man sich gegen Hepatitis impfen lassen?
  • Alexa, warum ist Eigelb gelb?
  • Allexa, wie viele neue COVID Fälle haben wir heute in der Schweiz?
  • Alexa, was steht in meinem Kalender?

Es geht auch Spannender

Schnell merke ich, dass ich nebst Radio abspielen und Licht ein- und ausschalten auch etwas ausgereiftere Anwendungsfälle in meinen Alltag integrieren kann. So stelle ich mir eine Routine (Abfolge von mehreren Befehlen) zusammen:

  • Beim Drücken des Amazon Buttons wird buntes Licht eingeschaltet, Alexa erzählt mir eine “Guten Morgen!” Neuigkeit und startet danach meinen Lieblings-Radiosender. Ich könnte mir auch gut die aktuelle Fahrzeit zum Arbeitsort, den Wetterbericht oder ähnliches darin vorstellen.
  • Mittels Smart Plugs (intelligenten Steckern) kann ich die Wasserpumpe ansteuern und so die Balkon Bewässerung starten. Diese Anwendung mag ich besonders, da wir sie für Ferienabwesenheiten garantiert auch weiterhin nutzen werden.
  • Die ToDo-Liste lasse ich automatisch mit If this, then that ins Trello übertragen. Auch diese Anwendung ist sehr hilfreich, weil ich so die Brücke zu meinen gewohnten Tools bauen kann und nicht noch eine weitere, neue App benötige. So lassen sich spontane Gedanken à la “Das darf ich auf keinen Fall vergessen!” schnell per Voice und auch mit beschäftigten Händen erfassen und später am Arbeitsplatz abarbeiten.

Die Hürden

Leider gibt es immer noch etliche Funktionen, welche in unserem Land oder ganz generell mit meinem Gerät nicht funktionieren.

  • Beispielsweise Spotify, was sehr schade ist. Natürlich will ich jetzt nicht zusätzlich noch einen Amazon Music Account lösen (Anmerkung: Diese Funktion ist mittlerweile verfügbar in der Schweiz).
  • Also versuche ich es mit der Integration von Sonos – leider auch trotz längerer Konfiguration mit Accounts aus Deuschland erfolglos.
  • Die Fahrplanauskunft der SBB ist erst in beta verfügbar – das merkt man: Orte und Haltestellen werden nur selten erkannt, trotz dem eingetragenen Standort.
  • Liest Alexa etwas vor und zeigt es auf dem Display an, scrollt sie nicht runter. Wenn man dann mit dem Finger scrollt, bricht die Routine ab.
  • Mein bestehendes Smart Home System von eSmart live lässt nicht einbinden. Darin würde ich sehr viele Erleichterungen sehen: Nebst der Licht-, Storen- und Temperatursteuerung könnte ich den aktuellen Wasser- und Stromverbrauch einfach abfragen oder den Urlaubsmodus ein- und ausschalten. Schliesslich weiss ich jedesmal wieder nicht mehr, wo sich diese Funktion auf dem Tablet versteckt.
  • Alles muss in die Amazon Cloud. Eigentlich möchte ich ja meine Photos von icloud oder pcloud anzeigen und nicht ein weiteres Amazon Album erstellen. Die Kompatibilität könnte hier mit mehreren Produkte besser sein.

Nebst Kompatibilitätsproblemen ist für mich eine weitere Hürde, dass der VA nie da steht, wo man ihn gerade bräuchte. Aktuell ist er im Büro eingerichtet, während dem Kochen in der Küche kann ich also keine Befehle erteilen oder im Wohnzimmer Musik hören.

Fazit

Ich bin positiv überrascht, dass die Inbetriebnahme des Gerätes total reibungslos und viel einfacher, als noch vor ein paar Jahren von statten geht. Nach wie vor gibt es leider relativ wenig Skills für den Schweizer Markt. So sind Nachrichten beispielsweise immer für Deutschland ausgelegt. Folgefragen funktionieren viel besser und lassen eine richtige Interaktion zu (z.B. bei Spielen wie Escape Rooms oder Wirtschafssimulationen).

Mir gefällt grundsätzlich die Kombination von Display und Stimme sehr gut zum Interagieren. Hier könnte man gerätespezifisch noch vermehrt darauf eingehen und anstelle eines Standbildes ein Video oder Slideshow anzeigen.

Coole Use cases sind übrigens leicht identifiziert! Benutzt du die Befehle regelmässig oder nach einer Woche immer noch, sind sie zweckdienlich!


Welche Alltagshilfen hast du dir mit deinem VA eingerichtet? Welche Anwendungen benutzt du oft, welche nicht? Ich freue mich über eine Nachricht und deine Gedanken zum Thema unten in den Kommentaren. Du hast noch keine Erfahrung mit diesen Technologien? Kein Problem! Vielleicht ist ja unser Format «Technologie erleben» interessant für dich?